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40 Jahre Alpenregion der Schützen - mehr als eine Völkerverständigung unter Nachbarn
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Am 13. April 1975 haben sich in der Dogana des Congress in Innsbruck Vereinigungen bzw. Bünde gleicher Zielsetzungen und Anschauungen wie der Bund der Bayerischen Gebirgsschützen, der Südtiroler Schützenbund und der Bund der Tiroler Schützenkompanien versammelt.
Unter der Patronanz der jeweiligen Landesväter Dr. h.c. Alfons Goppel (Freistaat Bayern), Dr. Silvius Magnago (Südtirol) und Eduard Wallnöfer (Bundesland Tirol) sowie dem Innsbrucker Bischof Dr. Paulus Rusch wollte man sich zur Alpenregion der Schützen zusammen schließen. Damit haben sich kameradschaftliche Banden über politische Grenzen hinweg gefestigt - in einer Zeit, in der vom europäischen Geist noch kaum die Rede war.
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Eduard Wallnöfer und Silvius Magnago bei einer Schützenveranstaltung

Entscheidend für das nähere Zusammengehen war und bleibt nach dem seinerzeitigen Tiroler Landeskommandant HR Dr. Walter Zebisch das gemeinsame geistige Fundament in allen Schützenkompanien der verbundenen Bünde. Die übereinstimmende Aussage in den Satzungen, bei den Zielsetzungen mit dem öffentlichen Bekenntnis zu einem christlich-abendländischem Weltbild, zu einem Einsatz für die Anliegen der angestammten Heimat und des Volkstums sowie zur Erhaltung des Schützenbrauchtums ist auch das Programm für das dritte Jahrtausend in allen Orten und Talschaften dieses Alpengebietes.

Der damalige Landeskommandant des Südtiroler Schützenbundes Dr. Karl Mitterdorfer meinte hiezu: "Wir wollen auf diesem Weg einen Beitrag zur Überwindung von Grenzen als Narben der Geschichte leisten. Indem wir unsere Kräfte zusammenfassen, wollen wir unseren Einsatz für de Erhaltung menschlicher Werte, wie Glaube und Heimatliebe, Treue und Kameradschaft, ohne die das Leben an echter Qualität verlieren müsste, verstärken. Es geht letztlich um die Freiheit des von der Natur und der Geschichte geprägten alpenländischen Menschen gegen alle Tendenzen zur Novellierung, die zur Unfreiheit führen müsste."

Landeshauptmann Georg Hagn-Sternecker von den Bayerischen Gebirgsschützen vertrat hiezu die Ansicht: "Dass uns allen um die Verpflichtung ernst ist, nämlich Sitte, Brauchtum, Sprache und angestammten Lebensraum zu sichern, wollen wir durch dieses gemeinsame Auftreten dokumentieren und damit viele Bürgerinnen und Bürger bestärken und überzeugen, wie notwendig es ist, über die Grenzen hinweg diese Werte mit Leben zu erfüllen."

Die Grundlagen der Satzungen der Alpenregion der Schützen sind:
  • die gemeinsame Bindung an den christlichen Glauben, nach Herkommen, Sitte und wehrhaftem Brauchtum
  • das gemeinsame Wirken zum Erhalten des heimischen Kultur- und Sprachgutes
  • das gemeinsame Bekenntnis zur Freiheit und Würde des Menschen und
  • der gemeinsame Einsatz für das deutsche und ladinische Volkstum in Südtirol
Die derzeit nahezu 32.000 Schützen der Alpenregion, zu denen seit 1989 auch die Kameraden des Welschtiroler Schützenbundes zählen, gelten als Vordenker nunmehr praktizierter regionaler Verbindungen in der Europäischen Union.
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Karte der Alpenregion der Schützen

Diesem Europäischen Geist wurde bereits teilweise Rechnung getragen, in dem sichtbar politische Grenzen abgebaut, wirtschaftliche Schranken beseitigt, kulturelle Bindungen ausgebaut und eine gemeinsame Währung eingeführt wurden. Das angestrebte politische, wirtschaftliche und kulturelle Zusammenrücken der Tiroler Landesteile in einer Europaregion Tirol und die engen Kontakte nicht nur zum nördlichen Nachbarn haben sich grundsätzlich positiv ausgewirkt.

Wenn auch bisweilen einzelne "Störaktionen" aus verschiedenen Richtungen diese Zielsetzungen zu untergraben versuchten, haben die von den vereinigten Bünden in den vergangenen vier Jahrzehnten abwechselnd durchgeführten Veranstaltungen immer wieder neue Impulse für eine überregionale Zusammenarbeit bzw. Zusammenführung vermittelt.

Derartige Impulse waren und sind:
  • das alljährliche Kommandantentreffen
  • die alle zwei Jahre stattfindenden Alpenregionsschießen und Alpenregionstreffen der Schützen
  • die gegenseitigen Einladungen zu kirchlichen, kulturellen, traditionellen wie kameradschaftlichen Veranstaltungen
  • die in einer grenzüberschreitenden Initiative mit dem Haus der Bayerischen Geschichte erarbeitete Wanderaustellung "Einst Feinde - heute Freunde, Schützen der Alpenregion". Diese präsentierte erstmals eine große Zusammenschau über das Wesen, die Geschichte und die Ziele des gemeinsamen Schützenwesens sowie die nachbarschaftlichen Entwicklungen im Gesamttirol und in Bayern und wurde 2001 in Bayern ua. im Bayerischen Landtag, 2002 in Südtirol und im Trentino und 2003 im Bundesland Tirol ua. in allen Landeshäusern gezeigt.
  • der am 28. Juni 2002 von den Innenministern der Bundesrepublik Deutschland und der Republik Österreich abgeschlossene und 2004 ratifizierte Staatsvertrag über de gegenseitige Anerkennung von Dokumenten für die Mitnahme von Schusswaffen und Munition durch Angehörige traditioneller Schützenvereinigungen und Sportschützen. Damit wurde eine einfache Regelung über die Mitnahme von Schützen- bzw. Sportschützengewehren inkl. Munition zu traditionellen- und Schießsportveranstaltungen nach Österreich bzw. in den Freistaat Bayern erreicht.
  • die eigens angeschaffene Auszeichnung für Schützen und Persönlichkeiten, die sich um die Zusammenarbeit der in der Alpenregion der Schützen vereinigten Schützenbünde und Länder in hervorragendem Maße verdient gemacht haben (Maximiliankreuz).
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Die vier Landeskommandanten der Schützen der Alpenregion: Paolo Dalprà (Welschtirol), Fritz Tiefenthaler (Nordtirol), Elmar Thaler (Südtirol) und Karl Steininger (Bayern)

"In einer Zeit universaler Öffnung hin zu anderen Kulturen, Religionen, Weltanschauungen, in einer Zeit wirtschaftlicher Globalität und ersehnter Solidarität, ist der Schutz von Heimat und Vaterland als Bewahrung und Vertiefung der eigenen Identität ein notwendig einzuholender Anspruch. Diese unsere Alpenregion hat im Ganzen Europas unüberbietbare Naturschönheiten, kulturelle, religiöse, soziale, wirtschaftliche Werte zu bieten, die bei aller Mobilität ihre Stabilität nicht verlieren dürfen. Wo die Pluralität der Lebensentwürfe der Menschen zunimmt, seid ihr, liebe Schützen, zusammen mit hoffentlich vielen anderen Kräften der Gesellschaft, Garanten der geistigen und kulturellen Einheit der Alpenregion im neuen Europa." (Erzbischof Dr. Alois Kothgasser in seiner Predigt beim Alpenregionstreffen am 30. Juni 2002 in Prutz)



 
Autor: Landesehrenkommandant Dr. Otto Sarnthein
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