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Dr. Otto von Habsburg verstorben
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 (c) Reuters
Innsbruck - Dr. Otto von Habsburg, ältester Sohn des letzten regierenden Kaisers von Österreich und Königs von Ungarn, langjähriger Europaabgeordneter und Ehrenpräsident der Internationalen Paneuropa-Union, ist am 4. Juli 2011 in seinem Haus in Pöcking im Alter von 98 Jahren verstorben.
Mehr Information unter:
http://www.ottovonhabsburg.org/


LEBENSLAUF DR. OTTO VON HABSBURG
 
Kaiser Karl mit seinem Erstgeborenen, Erzherzog OttoErzherzog Otto wurde in Reichenau (Niederösterreich) am 20. November 1912 als ältester Sohn von Erzherzog Carl von Österreich (dem späteren Kaiser Karl I. von Österreich, König von Ungarn, Böhmen, Kroatien, usw.) und Prinzessin Zita von Bourbon-Parma (der späteren Kaiserin und Königin) geboren. Ab 1916 war er Kronprinz von Österreich-Ungarn.
Nach der Zerstörung der Donaumonarchie am Ende des Ersten Weltkrieges 1918 verzichtete Kaiser Karl auf seinen Anteil an den Regierungsgeschäften und die Familie zog sich nach Eckartsau im Marchfeld zurück. Auf Druck der republikanischen Regierung unter Karl Renner wurden im März 1919 die Habsburgergesetze verabschiedet, die die völlige Enteignung und den Landesverweis beinhalteten. Die kaiserliche Familie emigrierte daraufhin in die Schweiz. Nach zwei Restaurationsversuchen in Ungarn wurde Kaiser Karl auf die Insel Madeira verbannt, seine Familie folgte ihm. Am 1. April 1922 verstarb Kaiser Karl mit kaum 35 Jahren. Kaiser Karl wurde am 3. Oktober 2004 von Papst Johannes Paul II. selig gesprochen.
Kaiserin Zita zog nach dem Tod des Kaisers mit ihren Kindern nach Lequeitio im Baskenland, später nach Steenockerzeel in Belgien, wo Erzherzog Otto seine Studien an der Universität von Löwen absolvierte. Im Rahmen der Forschungen für seine Doktorarbeit verbrachte Erzherzog Otto im Winter 1932/33 mehrere Monate in Berlin und beobachtete dort den Aufstieg des Nationalsozialismus. Ein Gesprächsangebot von Adolf Hitler aber lehnte er ab, da er sich nicht für den „Anschluss“ Österreichs instrumentalisieren lassen wollte. Ende Januar 1933 kehrte er nach Belgien zurück, von dort aus trat er offen gegen den Nationalsozialismus auf und leistete Widerstand gegen den „Anschluss“ Österreichs an das Deutsche Reich. Deshalb wurde er in Deutschland steckbrieflich verfolgt und in Abwesenheit zum Tode verurteilt. 
Im Jahr 1939 reiste er zum ersten Mal in die USA und knüpfte dort enge Kontakte zu Präsident Roosevelt und der politischen Szene in Washington. Als die Deutschen Belgien und Frankreich überfielen, mussten die Habsburger endgültig in die USA fliehen. Während der Flucht half Erzherzog Otto noch zahlreichen NS-Verfolgten, zumeist Juden, bei der Flucht nach Übersee. 
Hochzeit von Otto von Habsburg mit Prinzessin Regina von Sachsen-MeiningenWährend des Zweiten Weltkriegs wirkte er in den USA für die Wiederherstellung Österreichs, engagierte sich gegen die Vertreibung der Deutschen aus dem Sudetenland und den deutschen Ostgebieten sowie für die Selbstbestimmung Südtirols. 1944 kehrte er nach Europa zurück und wurde auf Drängen der sowjetischen Besatzer neuerlich aus Österreich ausgewiesen.
Seit 1951 war Erzherzog Otto verheiratet mit Prinzessin Regina von Sachsen-Meiningen (gestorben am 3. Februar 2010). Aus der Ehe gingen sieben Kinder hervor: Andrea, Monika, Michaela, Gabriela, Walburga, Karl und Georg.
Seit 1954 lebten Otto und Regina von Habsburg in Pöcking in Oberbayern. Die Wiedereinreise nach Österreich wurde nach jahrelangem Rechtsstreit erst 1966 durch eine Entscheidung des Verwaltungsgerichtshofes möglich.
Dr. Otto von Habsburg veröffentlichte 37 Bücher in neun Sprachen zu Themen der Geschichte, der Gesellschafts- und Sozialpolitik, sowie insbesondere der Europapolitik. Daneben verfasste er zahllose Buch-, Zeitschriften- und Zeitungsbeiträge.
Seit den dreissiger Jahren war Otto von Habsburg in engem Kontakt mit Richard Graf Coudenhove-Kalergi, dem Gründer der Paneuropa-Union und war seit 1957 deren Internationaler Vizepräsident. Nach dem Tod des Paneuropa-Gründers übernahm er dessen Willen entsprechend 1973 das Amt des Internationalen Präsidenten der Paneuropa-Union. Er baute die Organisation zu einer Massenbewegung für ein freies, christliches, soziales und einiges Europa aus und machte sie zum Fürsprecher der von kommunistischen Regimen unterdrückten Völker in Mittel- und Osteuropa. Seit 2004 war Dr. Otto von Habsburg Ehrenpräsident der Internationalen Paneuropa-Union.
Mitglied des Europäischen Parlamentes wurde Dr. Otto von Habsburg mit der ersten Direktwahl am 10. Juni 1979. Dort war er bis Juli 1999 als Obmann der christdemokratischen EVP-Fraktion im außenpolitischen Ausschuss, als Präsident und Vizepräsident der Ungarn-Delegation sowie als Alterspräsident des Parlamentes tätig. Die Einrichtung eines leeren Stuhls für die unterdrückten Völker Europas, die Wiederentdeckung des Mitteleuropa-Begriffs, die Entwicklung einer gemeinsamen Aussen- und Sicherheitspolitik und die Öffnung für den Beitritt der Staaten Mittel- und Osteuropas zur Europäischen Union tragen seine Handschrift.
Otto von Habsburg vor dem Denkmal der Grenzöffnung in Sopron, UngarnSeit 1989 setzte er sich für den Aufbau der Paneuropa-Union in den Staaten jenseits des "Eisernen Vorhangs" ein, arbeitete für die Unabhängigkeit der baltischen Staaten von Moskau und Kroatiens, Sloweniens, Bosnien-Herzegowinas und Mazedoniens von Belgrad. Am 19.August 1989 war Dr. Otto von Habsburg Schirmherr des "Paneuropa-Picknicks" in Sopron, bei dem 700 Deutsche aus der "DDR" die erste grosse Massenflucht wagten.
Auch nach seinem Ausscheiden aus dem Europäischen Parlament im Jahr 1999 setzte Dr. Otto von Habsburg seine politische Tätigkeit fort. Er war ein international gefragter Redner sowie Berater verschiedener mittel- und osteuropäischer Regierungen. Seine politischen Kommentare erschienen in verschiedensten Zeitungen europaweit.
Nach dem Tod seiner Frau im Februar 2010 hatte sich Dr. Otto von Habsburg aus der Öffentlichkeit zurückgezogen und lebte im Kreis seiner Familie in Pöcking am Starnberger See.

Tiroler Schützen geben Otto Habsburg letztes Geleit

http://www.ottovonhabsburg.org/
Autor: BTSK Kanzlei
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