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Sillianer Schützen im Dauereinsatz
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 (c) Rossmann Patrick
Nach den örtlichen Ausrückungen, Vorbereitung und Durchführung des Oberländer Bataillonfestes, rückte die Kompanie Sillian, Abordnung aus Strassen, Kameradschaftsbundes und MK Sillian am Abend des 3.09.2016 zu einer Gedenkfeier am Sillianer Marktplatz aus.
Grund war die Rückeroberung des Forame Gipfel im 1 Weltkrieg durch das Standschützenbataillon Sillian unter Hptm. Vinzens Goller, welche sich vor 100 Jahren ereignete.
Mit einer geschichtlichen Aufbereitung von Emjr. Dr. Adalbert Jordan begann diese Veranstaltung.
Dieser Gipfel in der Kristallogruppe beherrscht das Schluderbacher Becken und war bereits im Juni 1915 von den Österreichern besetzt worden. Die dortigen Kaiserjäger wurden aber abgezogen und durch eine aus Galizien stammende ruthenische Landwehreinheit ersetzt. Diese bergunerfahrenen und möglicherweise auch nicht ganz verlässlichen Soldaten flüchteten beim Angriff einer italienischen Patrouille, ohne einen Schuss abgegeben zu haben. So waren für die Österreicher das Schluderbacher Becken, die Strasse nach Toblach und schließlich das Pustertal mit der Bahnlinie als wichtigem Nachschubweg in Gefahr. Also musste der Foramegipfel wieder in österreichische Hand gebracht werden. Und jetzt kam die Standschützenkompanie Sillian mit Standschützen aus Sillian, Strassen, Panzendorf, Abfaltersbach und Anras ins Spiel Hauptmann Vinzenz Goller – der später berühmt gewordene Kirchenkomponist – erbot sich, mit 30 Freiwilligen in der Nacht über über die steil abfallende und ausgesetzte Nordseite die Italiener anzugreifen, sie von der Forame zu vertreiben und sich dort wieder einzunisten. Selbst Experten meinten, dass die Italiener nur Steine herunter werfen müssten, um das Unternehmen zum Scheitern zu bringen.

In der Nacht vom 4. auf 5. September 1916 begannen die freiwilligen Standschützen den gefährlichen Anstieg. Ortner Josef, Standschütze aus Abfaltersbach, beschrieb ihn in seinem Tagebuch:

„Wir waren keine 10 Schritte den Felsgrat hinangeklommen, als knapp ober unseren Köpfen zwei Handgranaten, ohne Schaden zu tun, krepierten. Der Feind war also verflucht nahe. Langsam, langsam ging es den steilen Grat hinan, der mitunter so scharf war, dass wir im Reitsitz vorwärts rutschen mussten. Unsere 7,5 cm-Batterie bestrich vor uns den Grat mit Sperrfeuer. Wir kletterten hinterher. Steine und Granatsplitter surrten fortwährend um unsere Köpfe und mehreren Kameraden wurden dadurch die Mützen (Stahlhelme hatten wir damals noch keine) vom Kopf geschlagen.Sie flogen auf der einen oder anderen Seite des Grates in die nächtliche Tiefe. Wir mussten natürlich im Weiterkraxeln jedes Geräusch möglichst vermeiden. Inzwischen begann der Morgen des 5. September zu grauen. Wir hingen knapp unter der Kuppe des Foramegipfels. Ich dachte über mein Verhalten im voraussichtlichen Nahkampf nach und erachtete neben der leider einzigen Handgranate den Gewehrkolben als die wirksamste Waffe. Endlich setzte unser Sperrfeuer aus. Ein Augenblick unheimlicher Stille. Dann gab Hauptmann Goller den Befehl zum Sturm. Mit lautem Hurra stürmten wir auf die Kuppe los. Ich muss dabei doch etwas aufgeregt gewesen sein, denn statt der Handgranate riss ich aus dem Brotsack – die Feldflasche. Der Sturm vollzog sich in blitzartiger Schnelligkeit. Mit wenigen Handgranaten drängten wir den Feind in die Geröllhalde. Noch ein paar Sätze und wir sahen die ganze Mulde voll von Italienern. Schon erhoben sie sich in 5 Meter Entfernung zum Gegensturm, Handgranaten flogen beiderseits durch die Luft, ein furchtbar gefährlicher Augenblick – dann ein schauerlicher Krach mitten unter den Italienern. Offenbar hatte eine unserer Handgranaten ihr Handgranatenlager getroffen und zur Explosion gebracht.“ Die Italiener flüchteten daraufhin über eine Geröllhalde und da starker Nebel aufzog, verzichteten die Standschützen auf eine weitere Verfolgung. Bei dieser Aktion wurden 14 der 30 Freiwilligen verletzt, wobei Huber Stephan aus Tessenberg bald seinem Brustschuss erlag.

Dieser Rückeroberung wurde von der österreichischen Armeeführung so große Bedeutung beigemessen, dass die Kriegsbildhauerin Lora von Zamboni beauftragt wurde, die Erstürmung der Forame in einer Marmorgruppe zu verewigen – eine äußerst seltene Auszeichnung für eine Militäreinheit.

Mit einer Ehrensalve, der Weise zum guten Kameraden und Kranz Niederlegung gedachte man diesem Ereignis.


Text: Emjr. Bertl Jordan
Text: Mjr.   Patrick Rossmann
Autor: Rossmann Viertel Osttirol
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